Wer war Schöllkopf

Auswanderer aus Kirchheim unter Teck, wegweisender Unternehmer in den USA, Gründer der Wasserkraftwerke der Niagara-Fälle und großzügiger Wohltäter für seine ehemalige Heimat:

Jakob Friedrich Schöllkopf

Der Namensgeber – Jakob Friedrich Schöllkopf

Wer nicht aus Kirchheim und Umgebung stammt, dem wird der Name Jakob-Friedrich-Schöllkopf nicht viel sagen. Wer war der Mann, den sich unsere Schule als Namenspatron aussuchte, und warum wählte man gerade ihn aus?

Jakob-Friedrich Schöllkopf

Der Auswanderer

Jakob Friedrich Schöllkopf wurde als zwölftes von fünfzehn Kindern des Rotgerbers Heinrich Schöllkopf und seiner zweiten Ehefrau Christiana Margaretha Mayer im Jahr 1819 in Kirchheim geboren. Von 1834 bis 1841 erlernte er den Beruf des Vaters im elterlichen Geschäft und ergänzte seine praktischen Fertigkeiten durch eine zweijährige kaufmännische Tätigkeit. 1841/42 wanderte er im Alter von 21 Jahren nach Amerika aus, arbeitete zwei Jahre lang als Gerber in New York, und ließ sich nach ausgedehnten Reisen in den Mittleren Westen der USA 1844 in Buffalo am Eriesee, wenige Kilometer oberhalb der Niagara-Fälle, nieder. Er gründete ein Ledergeschäft und er- warb in der Nähe zwei Gerbereien. Während zwischen 1861 und 1865 der amerikanische Bürgerkrieg tobte, kamen weitere Gerbereien und Mühlenbetriebe im Nordosten der USA hinzu.

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Der Geschäftsmann

Schöllkopf profitierte bei seinem Erfolg von den günstigen Rahmenbedingungen. Die anhaltende Zuwanderung nach Amerika, die Besiedlung des Westens. aber auch der Bürgerkrieg und der darauffolgende Aufschwung sorgten für einen stetigen Bedarf an billiger Kleidung, sowie an Leder und Getreide für das Militär. Hinzu kam, daß er zeitweise auch auf die finanzielle Unterstützung seiner vermögenden Eltern zurückgreifen konnte.

Zu diesen günstigen Umständen kamen seine persönlichen Eigenschaften: seine Tüchtigkeit, sein Geschäftssinn, seine Geduld, seine Weitsicht und nicht zuletzt sein Mut, neue Technologien zu nutzen. So wendete er zum Beispiel ein neues Schnellgerbverfahren unter Einsatz von Dampfmaschinen an, um den Massenbedarf an billigem Leder zu decken. Außerdem betätigte er sich auch erfolgreich in anderen Branchen außerhalb der Lederindustrie, wie etwa im Mühlengeschäft (Getreide-, Säge-, Papiermühlen) und in der Stromerzeugung. Sein Wasserkraftwerk am Niagara-Wasserfall versorgte damals zeitweise die Hälfte des Staates New York mit Strom. Darüber hinaus saß er im Vorstand diverser Banken und Unternehmen und verwaltete das Spital von Buffalo. Er kam so in den Ruf eines hervorragenden amerikanischen Wirtschaftspioniers und galt als „one of the greatest workers and one of the builders of America“; nach ihm benannte die Stadt Niagara Falls eine Autobrücke über den Fluß. Zudem erinnert dort eine Gedenktafel an den genialen, zukunftsorientierten Schwaben Schöllkopf.

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Der Wohltäter

Über diesem erfolgreichen Wirken und dem damit erworbenen, von Zeitgenossen bewunderten Wohlstand, vergaß Jakob Friedrich Schöllkopf seine Heimatstadt Kirchheim nie. Ihm, seiner Frau und auch später seinen Kindern verdankt die Stadt diverse Stiftungen, aus denen Geld an Arme für kostenlose Krankenhausbehandlung und Unterbringung, zur Beschaffung von Brennmaterial, zum Bestreiten der Beerdigungskosten, aber auch Mittel für erholungsbedürftige Kinder und für Waisen gewährt wurden. Auch die neugotische Friedhofskapelle auf dem Stadtfriedhof, die momentan renoviert wird, hat er mitfinanziert. An Schöllkopf und seine Verdienste erinnern in Kirchheim die nach ihm benannte Schöllkopfstraße, der Schöllkopf-Brunnen auf dem Bahnhofsvorplatz und natürlich die Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule.

Am 15. September 1899 verstarb Schöllkopf knapp 80-jährig in seiner neuen Heimat Buffalo. In einer sich immer schneller verändernden Welt mit ihren bekannten positiven und negativen Begleiterscheinungen ist die Beschäftigung mit diesem bedeutenden Unternehmer aktueller denn je. Wie kaum ein anderer vereinigt er Eigenverantwortung, Flexibilität und Mobilität, aber auch soziales Engagement und Heimatverbundenheit in seiner Person. Er ist somit ein legitimer Namenspatron für eine Schule, deren Aufgabe es ist, eben diese Eigenschaften zur Sicherung unserer Zukunft zu vermitteln.